Ich Tier! (Du Mensch) – Du Tier! (Ich Mensch)
unvermittelte begegnungen zwischen spezies
Vom 10. zum 25. April 2010
Mit den KünstlerInnen bankleer, Sabina Baumann, Beni Bischof, eggerschlatter, Christian Eisenberger, Klara Hobza, huber.huber, Line Skywalker Karlstrøm, Jakob Lena Knebl, Flo Maak, Lin May, Silke Nowak, Evi Rüsseler, Hans Scheirl, Gisèle Schindler, Bertold Stallmach, Jens Ullrich, Nives Widauer.
Kontakt:
Dimitrina Sevova, sevo(at)kein.org
Cathérine Hug, catherinehug(at)gmx.ch
Isabel Reiss, klausjunior(at)gmx.net
Addressen:
Perla-Mode, Langstrasse 84 / Brauerstrasse 37, 8004 Zurich
Dienstgebäude, Weichengasse 4, 8004 Zürich.
Öffnungszeiten:
Donnerstag bis Samstag, 14-18h
Eröffnungsveranstaltung am Freitag, 9. April:
im Perla-Mode:
- 18h: Türöffnung
- 19h-21:30h: Eröffnung, mit der grosszügigen Unterstützung von Appenzeller Bier
- 21:30h: DJ Party mit dj scarlett
- 18h-23h: Eröffnungsparty
Kuratorinnen:
“Ich Tier! (Du Mensch)” im Perla-Mode: Dimitrina Sevova
“Du Tier! (Ich Mensch)” im Dienstgebäude: Cathérine Hug, Isabel Reiss
Veranstaltungsprogramm: in Zusammenarbeit mit Corner College im Perla-Mode, Langstrasse 84 / Brauerstrasse 37, 8004 Zürich
- Freitag, 9. April, 19h: Social Disorder and a World Turned Upside Down, Performance von eggerschlatter
- Samstag, 10. April, 20h: After Effect, D 2007, von Stephan Geene, 75 min
- Mittwoch, 14. April, 18h: Bar und Small-talk im Perla-Mode, mit Überraschungsprogramm
- Mittwoch, 21. April, 18h: Bar und Small-talk im Perla-Mode, mit Überraschungsprogramm
- Freitag, 23. April, 19:30h: HUMANDOG - Wer wissen will, was der Mensch ist, muss sich ihm auf allen Vieren nähern; eine Video- / Live Performance von Mirjam Hofmann
- Sonntag, 25. April, 19h: Creative Anthropomorphism - animal forms of sociality and cross species desires, ein Vortrag auf Englisch von Judith Jack Halberstam, University of Southern California, Los Angeles
Publikation: Herausgegeben in Zusammenarbeit mit code flow (Alain Kessi & Dimitrina Sevova); Redaktion Cathérine Hug, Dimitrina Sevova, Alain Kessi.
Das Projekt wird realisiert in Zusammenarbeit mit Perla-Mode, Dienstgebäude und corner college.
Besonderer Dank gebührt allen teilnehmenden KünstlerInnen, PerformerInnen, Vortragenden sowie an Esther Eppstein, Andreas Marti, Cat Tuong Nguyen, Urs Lehni, Alain Kessi, Sibylle Kayser, Gregory Siegl, Viola Thiele, Anna Voswinckel und Cornel Windlin!
Und ein grosses Dankeschön an unseren Sponsoren für das Eröffnungsevent für seine grosszügige Unterstützung: Appenzeller Bier.
Web-Design und Programmierung: code flow
Design und Layout aller PR-Materialien: code flow
“I would actually propose that far from marrying our pets, we should be liberating them. The intimacies between people and pets are not pretty to observe and they are usually the stuff of vivid fantasy on the part of the human partner. While the pet sees the human as a source of food or exercise or maybe comfort, a cross between a nanny and a jailor, the human sees the pet as uniquely hers.” – Judith “Jack” Halberstam, University of Southern California 2009
Ausgangspunkt der Ausstellung ist die einzigartige, unvorhergesehene Begegnung mit einem nicht-menschlichen Lebewesen, ein zufälliges Alltagsereignis und der Kommunikationsraum, der dadurch geöffnet wird. Ich Tier! (Du Mensch) – Ich Mensch! (Du Tier) ist eine thematische Gruppenausstellung, die über zwei nahegelegene Kunstplattformen – Perla-Mode und Dienstgebäude in Zürich – den Bogen zwischen zwei Welten spannt: der Tier- und der Menschenwelt. 17 künstlerische Positionen aus dem In- und Ausland erörtern mit künstlerischen Mitteln in unterschiedlichster Weise das Spannungsverhältnis zwischen Mensch und Tier und vice versa.
Mit den künstlerischen Ausdrucksmitteln der Performance, des Videos, der Zeichnung, des Scherenschnitts und der ortspezifischen Rauminstallation ergründen die gezeigten Künstlerinnen und Künstler die Tiefen einer kulturhistorisch bedingten, äußerst ambivalenten Beziehung zwischen menschlicher und tierischer Entität. Die Ausstellung plädiert aber nicht für eine „Rückkehr zur Natur“. Vielmehr soll unsere Energie dazu aufgewendet werden, den allgemein beschränkten linguistischen und visuellen Wortschatz in der Beschreibung und im Umgang mit der Mensch/Tier-Dichotomie aufzubrechen. Die Sprache, sei sie künstlerischer oder gestischer Natur, erhöht das menschliche Empfinden für die Wirklichkeit. Die hier gezeigten Künstlerinnen und Künstler zeigen dabei ein besonderes Interesse für die im Schatten stehenden und verschwiegenen Momente auf, bei welchen die kategorisierenden Grenzen zwischen Mensch und Tier verwischt werden. Ihre Arbeiten sind gesättigt mit Intensitäten und machen von einer ganzen Palette von narrativen Mitteln Gebrauch, abgeleitet von Wirklichkeit und Fiktion, Narrativität und Kritik, Weisheit, Ritualen, Phantasmagorien, Wissenschaft, Gefühlen oder Leidenschaft, von Exotisierungen bis hin zu banalen Alltagsbeobachtungen.
Die Ausstellung bietet den Betrachterinnen und Betrachtern einen atmosphärischen aber auch verunsichernden Rahmen, die zum Nachdenken anregende Topografie einer terra incognita. Die darin zu findenden künstlerischen Interventionen und Beiträge beschwören ein breites Spektrum von aufwühlenden Themenfeldern wie Ekel, Selbstentfremdung, Sterblichkeit, Zwang, Unergründbarkeit, Verwundbarkeit, Angst, Krankheit, Verwesung, Verschleiß, Aggression, Aberglaube, Grausamkeit, Veränderlichkeit und Schönheit herauf. Es soll dazu verführt werden, Dingen in die Auge zu blicken, die offenbar nie gänzlich aufgedeckt werden können – Dinge und Situationen, die einen in Verlegenheit bringen, weil sie durch die Ritzen der zerborstenen Wissensorganisation sickern. Die hier gezeigten Beiträge sollen dazu ermuntern, die Idee eines Universums, das von verschiedenartigen Spezien wie „Pflanzen“, „Tiere“ und „Menschen“ bevölkert wird, weiterzuspinnen. Diese Kunstwerke können in jedem einzelnen von uns einen komödiantischen „Echoraum“ im Sinne eines existenziellen Theaters des Absurden herstellen. Indem sie den Menschen als eine vielleicht sogar ins Lächerliche gezogene Figur hinstellt, fernab jeglicher gängiger Erwartung und Vorstellung von Perfektion, bringt die Ausstellung den Zuschauern eine besonders verführerische Qualität als Träger des Humors mit – Humor als Mittel zum Aufbrechen von Kategorien und Verschieben von Grenzen.
Die Ausstellung ist nicht darauf ausgerichtet, die Grenzen des Menschlichen auszuloten oder das Tierische neu zu definieren. Es soll vielmehr den Versuch unternommen werden, für einen Augenblick an Tiere als lebende biologische Organismen zu denken statt an Kreaturen der literarischen und philosophischen Imagination. Damit sollen keineswegs die Prinzipien imaginativer Eingebung zugunsten der Wirklichkeit über Bord geworfen werden. Es soll mit den Mitteln der Kunst eine schwer bewegliche Türe zumindest einen Spalt weit ansatzweise geöffnet werden, eine Türe, hinter der sich ein Gelände jenseits der metaphysischen Grenzen und binären Unterteilungen verschiedener Lebensformen auftut.